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1. Stuttgarter Sportgespräch

2007

„Angriff auf die Autonomie? –

Die Verbände zwischen staatlichen Regelungen und Individualrechten“

​Unter dem Stichwort „Angriff auf die Autonomie?“ diskutierten die Autoren des neuen Werkes »Das Arbeitsrecht im Sport«, Dr. Christoph Wüterich und Dr. Marius Breucker auf Einladung des Richard Boorberg Verlages im Haus des Sports in Stuttgart mit Professor Dr. Helmut Digel, Vizepräsident des IAAF, Herbert Fischer-Solms, Leitender Redakteur des Deutschlandfunks, und Professor Dr. Udo Steiner, Richter des Bundesverfassungsgerichts, über den Status der Verbände im professionalisierten Sport.​ Stuttgarts Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann begrüßte 180 geladene Gäste, darunter die sportpolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, Dagmar Freitag. Frau Eisenmann verwies auf die ungebrochene Bedeutung der Sportverbände und definierte das Verhältnis von Sport und Staat als Partnerschaft auf Augenhöhe. Die Stadt Stuttgart als Europäische Sporthauptstadt 2007 werde das ihrige tun, um die Verbände zu unterstützen und das Profil Stuttgarts als Sportstadt weiter zu schärfen. Zur Einführung in das Sportgespräch wies Breucker auf die Gefährdung der Verbände im professionellen Sport hin: Der Staat und namentlich Europa unterwerfe wirtschaftlich bedeutsame Fragen konsequent seiner Gesetzgebung und Rechtsprechung, wie der Fall Bosman und vergleichbare Fälle gezeigt hätten. Die Verbände seien hier längst nicht mehr autonom. Zugleich berufen sich Berufssportler immer selbstverständlicher auf ihre individuellen (Grund-) Rechte und stellten die Regelungskompetenz der Verbände in Frage, zuletzt etwa im „Schuhstreit“ in der Fußballnationalmannschaft. Digel betonte die bedeutsame Rolle der autonomen Sportverbände: „Wenn es die Verbände nicht gäbe, müsste man sie erfinden;“ zugleich hielt er die flankierende Hilfe des Staates zum Schutz der Integrität des Sports für unabdingbar. Der Sport sei in Teilen von organisierten betrügerischen Netzwerken in einem nach wie vor öffentlich nicht erkannten Ausmaß durchsetzt. Hier müsse der Staat helfen, um die Autonomie und die Werte des “Kulturguts Sports” – Leistungsgedanke, Chancengleichheit und Fair Play – zu schützen. Steiner traute dem Sport zu, den Problemen aus eigenen Kräften Herr zu werden. Der Staat solle sich zurückhalten: „Die Autonomie der Verbände ist nicht vom Staat verliehen; die Verbände haben sie und der Staat schützt sie.“ Die Regeln des Zivilrechts reichten als Instrumentarium aus, damit der Sport seine Angelegenheiten selbst regeln könne, öffentlich-rechtliche Befugnisse oder gar ein Kammersystem seien hierfür nicht erforderlich. Allerdings müsse der Staat die finanzielle Ausstattung der Verbände verbessern, damit diese effektivere Maßnahmen etwa zur Dopingbekämpfung ergreifen könnten. Fischer-Solms wies darauf hin, wegen der finanziellen Abhängigkeit der meisten Sportverbände vom Staat sei die viel beschworene Autonomie oftmals nur ein Hirngespinst. Viele Verbände seien nicht professionell genug geführt. Auch manche Vertreter der Medien verstünden sich mehr als Fans, denn als kritisch distanzierte Beobachter, und trügen damit zur Verschleierung von Doping bei.​ An die Runde auf dem Podium schloss sich eine teils kontroverse Diskussion unter anderem mit dem ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, „Mr. Bundesliga“ Wilfried Straub, dem DFB-Kontrollausschussmitglied Dr. Wolfgang Zieher und dem Präsidenten des Landessportverbandes Baden-Württemberg Anton Häffner an. Bei Brezeln und Württemberger Wein klang der Abend im Foyer des Haus des Sports aus. Im kommenden Jahr soll das zweite Stuttgarter Sportgespräch folgen.

  Pressestimmen 

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